Kennt ihr das, nicht zu wissen, was richtig und was falsch ist? In genau dieser Situation befinde ich mich gerade. Naja, um genau zu sein, sogar seit mehreren Wochen. Mehr noch. Seit mehreren Monaten. Und ich komme einfach nicht weiter. Es geht dabei sogar noch nicht einmal um mich. Aber um einen Menschen, der mir eigentlich sehr wichtig ist. Viel zu wichtig.
Es geht darum, dass ich weiß, dass eine Freundin seit Monaten täglich belogen wird. Von niemand geringerem, als ihrem Freund, mit dem sie sich inzwischen ein komplett gemeinsamen Leben erschaffen hat.
Vielleicht liegt es an der Melancholie des Herbstes, an der Düsterheit des Novembers, aber gerade die letzten Tage hat mich diese Thematik wieder so sehr beschäftigt, dass ich mich teilweise nicht auf meine eigenen Angelegenheiten konzentrieren konnte.
Wieder frage ich mich: Kann ich einfach tatenlos zusehen, versuchen das Ganze zu verdrängen und so tun, als würde ich die Wahrheit nicht kennen, während sie Gefahr läuft, sich früher oder später in einem Meer aus Scherben wiederzufinden?
Drogen- und Alkoholmissbrauch in einem Maße, jenseits von Gut und Böse.
Jemand der seine eigene Familie um Geld beklaut, sollte nicht der Partner meiner Freundin sein.
Nicht der Mensch, dem sie vertraut. Nicht der Mensch, für den sie sich, ihr Leben und ihr Glück aufopfert. Sie hat jemanden verdient der ehrlich zu ihr ist; der ihre Gugtgläubigkeit nicht schamlos und kalt ausnutzt, um sich selbst auf rücklicksichtslose Weise, Vorteile dadurch zu verschaffen. Die Gerüchte über ihn, kennt sie mittlerweile. Dennoch glaubt sie ihm, der all die Dinge abstreitet, die ich bereits selbst miterlebt habe. Warum habe ich ihr nicht schon längst gesagt, was um sie herum geschieht?Um sie zu schützen? Oder um mich zu schützen?
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Geht es um mein Gewissen.. oder um sie?
Eine Frage, die eigentlich einfach zu beantworten sein sollte. Aber irgendwie ist sie das nicht. Einfach ist das alles nicht. Schließlich geht es hier nicht um mich. Es geht um die Beziehung zweier Menschen aus meinem Umfeld, nicht um meine eigene. Vor allem aber um Gerechtigkeit. Es geht um die Wahrheit. Die sich zwischen romantischen Dinner-Abenden und gemeinsamen Stunden in ihrer unsichtbaren Form, zwischen 2 einzigartige Charaktere drängt.Mein Herz sagt mir, dass ich nicht weiterhin so tun kann, als wüsste ich nicht, was sich seit Monaten vor den Augen meiner Freundin und gleichzeitig hinter ihrem Rücken, im Schatten der Harmonie, abspielt. Mein Verstand sagt mir, dass dies aber weder meine Debatte, noch meine Beziehung ist und dass ich mich gefälligst nicht in das Leben und die Partnerschaft von Anderen einmischen sollte.
Belüge ich sie nicht sogar auch, wenn ich nicht auf sie zugehe und ihr die Wahrheit sage?
Ist nicht mein eigenes Verhalten sogar falsch und verlogen, wenn ich mich zurückziehe, Augen und Ohren verschließe und hoffe dass das sich anbahnende Gewitter von selbst wieder verzieht? In diesem Moment wird mir eins bewusst: Es fühlt sich falsch und verlogen an. Denn mit diesem Verhalten, schütze ich ihn, nicht sie. Und das genügt.
Vielleicht, ist die Frage noch nicht einmal, ob es dabei um mein eigenes Gewissen oder meinen Wunsch nach Gerechtigkeit geht.
Vielleicht ist die Frage auch nicht, was für mich die einfachere Option ist.
Vielleicht ist die Frage auch nicht, was für sie die einfachere Option ist.
Vielleicht ist die Frage nur, was die Wahrheit ist.
Und wie ich sie ihr möglichst schonend beibringen kann.