Funktion Schnitt. Ein nachhaltiges Modelabel, das nicht nur für Transparenz steht, sondern auch fortschrittliche Stoffe mit markantem und ästhetischem Design kombiniert. Schon im letzten Jahr habe ich das Label lieben gelernt. Ich bin begeistert von der Qualität der in Köln designten und in Portugal produzierten Pieces. Wie großartig man sich in einem „einfachen T-Shirt“ fühlen kann, weiß ich erst seitdem die FS-Shirts Teil meines Kleiderschrankes sind. Im Interview hat mir Designer Simon mehr über die verwendeten Materialien und seine Leidenschaft für nachhaltige Mode erzählt.
Simon, stell dich bitte kurz vor – Wer bist du und wie bist du zu Funktion Schnitt gekommen?
Ich heiße Simon, bin 41 Jahre alt und habe in Trier an einer künstlerischen Hochschule Mode studiert. Nach meinem Studium habe ich zunächst als Junior-Designer und Produktmanager gearbeitet. Über die Jahre hinweg veränderte sich aber mein Bewusstsein und Nachhaltigkeit wurde zu einem meiner persönlichen Werte. Ich wollte komplett aus der Modebranche aussteigen. Als ein Freund ein Label gründen wollte, das unter sozial- und umweltverträglichen Bedingungen produziert, entstand Funktion Schnitt. Für mich war das die Chance, meine Werte mit meiner Arbeit zu kombinieren.
Was treibt deine Leidenschaft für nachhaltige Mode an?
Da gibt es so viele Einflüsse… mich inspirieren Menschen, die einen nachhaltigen Lebensstil führen oder Innovationen, die Stofflieferanten Jahr für Jahr herausbringen. Zum Beispiel Seaqual™, eine Initiative aus Spanien, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Mittelmeer Region Levante von Plastikmüll zu säubern. Aus dem Plastikmüll wird unter anderem eine recycelte Polyesterfaser entwickelt, welches wir in unsere SS19 Kollektion aufgenommen haben. Bei aller Ernsthaftigkeit beim Thema Nachhaltigkeit: Auch der Spaß an meiner Arbeit treibt mich an. Ich bin immer noch Designer aus Leidenschaft und verbinde diese Leidenschaft mit technischem Wissen. Es ist so einfach, nicht nachhaltig zu arbeiten. Schaffe ich es Design, Funktionalität und Nachhaltigkeit zu vereinen, fühle ich mich gut und trage zum Umdenken bei.
Was inspiriert dich? Woher kommen die Ideen für deine Designs?
Ich möchte Klassiker neu interpretieren. Dabei beschäftige ich mich weniger mit neuen Formen, sondern versuche mit modernen und funktionalen Details oder innovativen Materialien den Klassikern neues Leben einzuhauchen.
Welche Materialien nutzt du / ihr gerne und warum?
Merinowolle ist für uns ein großes Thema. Ich bin von der Funktionalität dieses Stoffes fasziniert und wundere mich, warum Merinowolle so lange nur für den Outdoorbereich verwendet wurde. T-Shirts aus Merinowolle eignen sich hervorragend für unseren aktiven Alltag. Wer viel Fahrrad fährt, viel unterwegs ist, wird Merino schnell zu schätzen wissen und da man Merino seltener waschen muss, weil es kaum Gerüche aufnimmt, tun wir auch noch etwas Gutes für die Umwelt.
Sollte die Modebranche allgemein kreativer mit der Wahl der verwendeten Materialien umgehen?
Definitiv! Jeder Mensch ist individuell und unsere Welt verändert sich ständig. Unsere Ansprüche wachsen und ich glaube, es ist wichtig die Vielfalt an möglichen Materialien genauer kennenzulernen. Beispielsweise können wir nicht alle plötzlich Merinowolle tragen… dafür gibt es zu wenig Schafe (lacht)! Es geht darum den Horizont zu erweitern, neue Stoffe zu erfinden, neue Produktionsverfahren zu testen usw.
In welchen Materialen siehst du Zukunftspotenzial?
In der allgemeinen Vielseitigkeit der Materialien. Wir werden nicht bei Bio-Baumwolle oder Tencel™ bleiben. Zukunftspotenzial sehe ich vor allem auch in botanischen Fasern wie Hanf, genauso wie in Seacell™ (wird aus Algen gewonnen) oder Mais. Im Sommer 2020 werden wir ein neues Material, Refibra™ von Lenzing, in die Kollektion aufnehmen. Refibra™ besteht aus Baumwollstoffresten, der mit Zellstoff vereint wird. Das Ergebnis ist langlebiger als andere recycelte Fasern.
Viele Leute behaupten, dass ethische und nachhaltige Mode (zu) teuer sei. Wie reagierst du darauf?
Über eine transparente Wertschöpfungskette können wir den Menschen aufzeigen, dass unsere Preise fair sind. Der Einsatz hochwertiger Materialien, eine sozial verantwortliche Produktion und eine ökologisch nachhaltige Lieferkette, haben ihren Preis.
Was würdest du Menschen empfehlen, die verantwortungsbewusst einkaufen / eine nachhaltige Garderobe aufbauen möchten?
Ich glaube, es geht hierbei um zwei wichtige Aspekte: Look und Bewusstsein. Beides sollte in der Balance sein. Es klingt vielleicht abgedroschen aber: Weniger ist mehr. Mein Vorschlag, ein Grundstock an hochwertigen, langlebigen Basics, die man mit Trendstücken wunderbar kombinieren kann. Weitere Aspekte wie zeitloses Design und eine Ressourcen-schonende Herstellung spielen natürlich ebenfalls wichtige Rollen.
Was ist dein / euer (Funktion Schnitt) Plan für die Zukunft?
Für mich zählen Werte mehr als Produkte. Das Produkt ist ein Ergebnis. Mein Ziel ist und wird es immer sein, Vertrauen für die Marke Funktion Schnitt aufzubauen. Dabei steht am Ende des Prozesses das Produkt im Fokus. Es muss von hoher Qualität sein, es muss Freude bereiten und man muss sich darin wohlfühlen. Ob wir dabei nur beim T-Shirt bleiben? Wer weiß…